Alte Pracht in neuem Glanz
Restaurierungsprojekte und kunsthistorische Forschung
Das Schloss Wildenfels bietet eine mannigfaltige Geschichte . Die ehemalige Burg gehörte zu den ältesten Rittersitzen Sachsens. Sie hat jedoch bis ins 21. Jahrhundert einen langen Weg zurückgelegt. Stück für Stück werden die alten Schätze nun wiederentdeckt.
Das Chinesische Kabinett
Von 2017 bis 2022 wurden im Chinesischen Kabinett die einmaligen Wandbespannungen restauriert. Ziel der Maßnahmen war die fachgerechte Wiederherstellung der historischen Substanz. Das Projekt wurde in den Werkstätten des Landesamtes für Denkmalpflege durch die Restauratorinnen Roxana Naumann und Henrike Tuchel umgesetzt.
Die über 2 Jahre andauernde Restaurierung der Seidenapplikationen auf der Bahn 1B im Zeitraffer sehen Sie hier.
Die Maßnahme wurde gefördert durch die Ostdeutsche Sparkassenstiftung gemeinsam mit der Sparkasse Zwickau, die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie den Freistaat Sachsen. Die Baumaßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushalts. Der Freundeskreis Schloss Wildenfels e.V. bedankt sich herzlich für die Unterstützung der regionalen und überregionalen Sponsoren sowie der zahlreichen Freunde und Förderer des Projekts.
Vom 18. bis zum 20. Jahrhundert wurde das Chinesische Kabinett immer wieder neu gestaltet. Der kleine, intime Raum wurde mit wertvollen Bespannungen und verborgenen Türen ausgestattet. Er ist eine Besonderheit, weil er nahezu authentisch erhalten ist. Die Geschichte seiner Wandlung ist an den Oberflächen ablesbar. Sie spiegelt sich in den vielen Gestaltungsschichten auf den Bespannungen. Diese zeugen auch von einer außergewöhnlichen Wertschätzung der Besitzer gegenüber der Kabinettausstattung. Ich denke, dass hier jeder Gast seine eigenen Geschichten entdecken kann: Sei es in den Darstellungen auf den Seidentapeten, auf den Spuren der Bewohner oder bei einem Gang durch das Schloss.
(Rest. Henrike Tuchel)
Da historischen Tapeten in den zurückliegenden Jahrzehnten generell nur eine sehr mangelhafte Wertschätzung zuteil wurde, gingen die allermeisten unwiederbringlich verloren. Gerade Seidentapeten unterliegen zudem einem sehr raschen Alterungs- und Zerfallsprozess, in der Regel waren sie nach einhundert Jahren verschlissen. Auch vor diesem Hintergrund ist die Existenz der Wildenfelser Wandbespannungen, noch dazu in ihrem originalen Kontext, als absoluter Glücksumstand zu werten. Die Tapeten und die dazugehörige Raumgestaltung sind deshalb von einer weit über die Grenzen Sachsens, aber auch Deutschlands, hinausragenden historischen und künstlerischen Bedeutung und verdienen ein entsprechend starkes gesamtgesellschaftliches Engagement zu ihrer Erhaltung.
(Prof. Dr. Andreas Schulze)
Die über 300 Jahre alten Wandbespannungen des Chinesischen Kabinetts zeichnen sich durch ihre detailreiche Gestaltung, die hohe Qualität der verwendeten Materialien und ihre feine Ausführung aus. Die Applikationen wurden ausschließlich in Seide und mit silbernen oder vergoldeten Silberfäden gestickt sowie mit gemalten Details verziert. Da nur wenige Raumausstattungen dieser Zeit erhalten geblieben sind, stellt das nahezu vollständige Chinesische Kabinett eine Besonderheit dar, auch in Verbindung mit den wertvollen Wandbespannungen der angrenzenden Salons.
(Rest. Roxana Naumann)
Chinoiserie
Im Zuge der Restaurierungsarbeiten an den Wandbespannungen des Chinesischen Kabinetts fanden kunsthistorische Forschungen statt. Ziel war die Ermittlung grafischer Vorlagenwerke der verwendeten Motive sowie ein Vergleich mit in einzelnen Teilen erhaltenen, vergleichbaren Textilien. Es erfolgte zudem eine Auswertung von Archivalien und relevanten historischen Dokumenten.
Das Projekt wurde von der Kunsthistorikerin Dr. Cordula Bischoff umgesetzt.
Der Kleine Rote Salon
Im Jahr 2017 machte der Freundeskreis Schloss Wildenfels e.V. im Kleinen Roten Salon von Schloss Wildenfels eine sensationelle Entdeckung: Unter Raufasertapete versteckte sich hier eine chinoise Wandbespannung aus dem 18. Jahrhundert. Niemand hatte davon gewusst! Die Papiertapete ist auf einen textilen Bildträger geklebt. Diese Leinwand-Hinterspannung besteht aus mehreren Gewebebahnen. Sie ist widerum die Rückseite einer ehemaligen ölbemalten Wandbespannung, die eine Art Panoramagemälde bildet.
Derzeit wird eine der Tapetenbahnen von Studentinnen des Fachbereichs Restaurierung an der Hochschule für Bildende Künste Dresden untersucht.